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immer werden die Eltern darüber informiert. In unserem Fall arbeitet das ganze Lehrerkollegium seit 1986 auf der Basis der Pädagogik von Célestin Freinet (1896 1966). Freinet war ein französischer Sozialreformer, der ein Schulmodell entwarf, dass die Zusammenarbeit von Schülern und Lehrern verändern sollte, den Unterricht offener und die Schule damit realitätsnäher machen sollte.
In Köln wissen viele Eltern nicht, dass sie ihr Kind auf einer Grundschule angemeldet haben, die nach diesem Modell arbeitet, denn die Schule wird offiziell als katholische Grundschule geführt. So jedenfalls steht es immer noch auf dem großen Messingschild am Eingang der Schule.
Den Kindern das Wort geben das gilt unter Freinet-Sympathisanten als geflügeltes Wort. Die Kinder sollen aus der eigenen Lebenswelt heraus lernen. Es werden Geschichten geschrieben, die frühe Freinet-Bewegung arbeitete daher in den Klassenzimmern mit einer eigenen Druckwerkstatt. In diesem Zusammenhang wird immer wieder gerne die Anekdote von den französischen Schulkindern erzählt, die furchtlos eine Geschichte über den betrunkenen Dorfpfarrer druckten.
Aufbauend auf der Arbeit in der Druckwerkstatt, behauptet die Freinet-Schule in Köln, dass das Konzept der Druckwerkstatt nun in eine moderne Medienpädagogik integriert worden sei. Kreativitätsentwicklung und der Computer als selbstverständliches Handwerkszeug: Die Freinet-Pädagogik bemüht sich ihrem eigenen Anspruch nach um das Sichtbarmachen und Entwickeln der Begabungen aller Kinder, den raschen Abbau der durch die Zugehörigkeit zu den unteren Schichten gegebenen Bildungbarrieren sowie das Angebot von Orientierungshilfen für das Leben in der heutigen Welt.
Die Grundschule
Köln. Ein altes Backsteingebäude der Jahrhundertwende. Hier liegt die Célestin-Freinet-Grundschule, am Eingang hängt noch das Schild Katholische Grundschule. Durch einen alten schmiedeeisernen Zaun betritt der Besucher den Schulhof. Im Erdgeschoss liegt eine Realschule. Von dort aus steigt man einige Treppen hinauf und steht im ersten Stock vor bunten Transparenten. Hohe Decken lassen den Ort geräumig erscheinen, fröhliche Kinderbilder hängen im Flur. Eine bunte Buchstabenkette bildet den Satz: Wir sind Kinder einer Welt. Weiter führt der Weg durch eine mit dunkelgrünem Kunststoff eingefasste Glastür. An den Wänden im Inneren noch mehr Bilder von Schulfesten und Ausflügen. Dazwischen gedruckte Texte mit Reißzwecken an den Wänden befestigt, unter den Texten stehen die Namen der Schüler und Schülerinnen, die die Geschichten geschrieben haben. In einer Vitrine auf der linken Seite sind alte Computer ausgestellt. Offensichtlich nutzt man in dieser Schule schon lange den Computer im Unterricht. Vielleicht ist hier ja bereits verwirklicht, worüber ansonsten noch heftig diskutiert und viel publiziert wird? Der Computer als unterstützendes Medium des Unterrichts und als Handwerk bei der Förderung von kindlicher Kreativität? Auf jeden Fall scheint man an diesem Ort großen Wert darauf zu legen, dass die Kinder sich wohlfühlen. Und mancher erinnert sich wohl mit Schaudern an die kahlen Klassenräume der eigenen Schulzeit.
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